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Tausendfach kopiert und nie erreicht – Geschichten rund ums Ü-Ei

Bremen. André Feiler sitzt in seinem Büro, es ist halb 11 Uhr morgens. Das Telefon klingelt, nicht zum ersten Mal an diesem Morgen. „Das sind halt Sammler, die kennen keine Uhrzeiten. Eigentlich beginnt die Bürozeit ja erst um 11 Uhr, aber wenn jemand etwas im Shop gesehen hat, dann ist es ihm egal, ob es morgens, mittags oder abends ist, er muss es jetzt haben.“

André Feiler ist dabei weder Immobilienmakler noch Angestellter einer großen Versandhauskette. Nein, sein tägliches Brot verdient er mit Überraschungseiern. Neben seinem Online-Shop Ü-Ei-Universum betreibt er zusätzlich einen florierenden Ebay-Shop und ist Inhaber der Feiler Verlagsgesellschaft mbH, in der er jährlich einen weit über 1000 Seiten starken Preisführer zum Thema Überraschungsei herausgibt. „Da könnte man jetzt denken, Mensch, auf der einen Seite verkauft er den Leuten die Eier, auf der anderen Seite macht er sich mit dem Preisführer selbst die Preise dazu. Aber so einfach ist das nun auch wieder nicht….“. Feiler führt an, dass er mit der Herausgabe seines Preisführers „O-Ei-A“ eine hohe Verantwortung trägt. Die Preise müssen marktgerecht bleiben, und können sich natürlich nicht an seinem Warenbestand orientieren. „Wie in allen Sammelgebieten sind Katalogpreise nur Richtwerte, die auch die Preisrelation einzelner Stücke zueinander festlegen. Sie liegen immer am obersten Limit eines zu erzielenden Preises und werden daher nur selten erzielt“, führt André Feiler an. Dies schaffe aber den nötigen Freiraum für Händler und Sammler, die Preise frei zu gestalten. Auf die Frage, ob man mit Überraschungseiern reich werden kann, erwidert er: „Das denken viele! Schnell mal einen Schuhkarton mit den 20 Figuren der letzten Saison aus dem Keller geholt, beim Feiler angerufen und schon winken die Malediven. So einfach ist es aber leider nicht. Grundsätzlich kommt es maßgeblich auf das Alter der Figuren an!“.
Der Sammelboom setzte Anfang der 90er Jahre ein, und zwar derart brachial, dass Flohmärkte, Keller und Dachböden schnell leer gefischt waren. Das Thema bevölkerte die Medien, die Anzahl der Sammler stieg über die 90er rasant an. Die Folge: niemand entsorgte mehr leichtfertig seine gerade aus dem Ei geschüttelten Bestände im Gelben Sack, sondern bewahrte alles fein säuberlich auf. Man hatte ja mal gehört, das sei durchaus etwas wert.

Das Problem: jeder dachte, er wäre der Einzige, der nun so umsichtig mit seinen Schätzen umgehen würde. In Wirklichkeit waren es aber Abertausende von Leuten, die nun ab den 2000er Jahren ihre vermeintlichen Schätze auf den Markt brachten, mehr, als dieser jemals zu einem guten Preis aufnehmen könnte. In den 70er und 80er Jahren waren die Voraussetzungen noch ganz andere. Niemand hätte auch nur im Ansatz geglaubt, dass Schlümpfe und Pumuckl unter Sammlern je gehandelt werden würden. Oft wurden die Teile achtlos beim Ausräumen des Jugendzimmers in den Müll entsorgt, oder gerade die Kleinteile fielen der lieben Mama mit Ihrem 2000 W Vorwerk-Staubsauger zum Opfer.

„Ein alter Schlumpf von 1983 erzielt nur dann einen Preis von 600 oder 700 Euro, wenn die mit verausgabten Zubehörteile wie zwei kleine braune Stelzen auch wirklich dabei sind. Ohne diese Stelzen bekommen Sie bei gutem Zustand vielleicht noch 10 Euro für die Figur“. Doch mittlerweile sind es nicht mehr nur die Figuren, die die Sammler beflügeln. Neben den Hippos, Crocos und Törtels hat der Mutterkonzern Ferrero auch Tausende häufig sehr detailreiche Autos, Schiffe, Flugzeuge, Eisenbahnen und Spielzeuge produziert, die eine ungeahnte Vielfalt für den Sammler ergeben. „Jeder wird im Sammelgebiet Ü-Ei das passende für sich finden, und unser Preisführer „O-Ei-A“ gibt den Sammlern dabei einen guten Überblick, auch wenn man es niemals schaffen wird, wirklich alles abzubilden, was jemals im Überraschungsei gesteckt hat. Dafür sind noch zu viele Fragen offen“, fügt Feiler hinzu.
Allen Neusammlern rät er, sich beim Durchblättern des Preisführers zu überlegen, aus welchen Gründen man was sammeln möchte. Ist es die Optik, die Vielfalt oder gar der gewisse Schwierigkeitsgrad eines Themengebiets, gerade hier einzusteigen. „Fakt ist, dass anders als bei vielen anderen Sammelgebieten wirklich für jeden Geldbeutel etwas machbar ist. Es müssen ja nicht gleich die ganz teuren Highlights sein.“.
Der Einstieg sei derzeit so günstig wie noch nie: „Der Markt hat sich nach dem großen Boom in den 90ern gesundgeschrumpft. Serienfiguren der 90er und 2000er Jahre sind preiswert zu bekommen, und die aktuellen Serien, bei denen Ferrero mehr und mehr auf Lizenzfiguren bekannter Animationsfilme, gepaart mit Klassikern wie Asterix oder den Happy Hippos zurückgreift, sind mehr als attraktiv“.